Donnerstag, 6. Januar 2011

neue Gastfamilie da

Heute Morgen bin ich zum Briefkasten gegangen, mit der kleinen Vorahnung, dass heute dieser Brief dabei ist. Und tatsächlich. Ich reiße ihn auf, will unbedingt wissen, wo ich meine nächsten 5 Monate verbringen werde und - nein! Regina? Das einzige was in meinem Kopf ist, ist dass ich da nicht hin will, dass das gar nicht sein kann!
Gut, schauen wir uns die Unterlagen halt mal an. Ein Glück - ich muss da nicht alleine hin :) Gut, Schule schaut auch nicht schlecht aus, auch wenn es eine sehr religiöse Schule ist und auch die Familie schaut auf dem ersten Blick ganz in Ordnung aus. Junge Gasteltern, keine Kinder und 2 Hunde. Ich wohne in der Stadt und nicht einmal 10 Minuten von der Schule weg. Ich werde also das genaue Gegenteil von hier erleben. Nachdem ich das ganze jetzt ein bisschen ausgekundschaftet habe, bin ich zwar davon überzeugt, dass ich es überleben werde und dass ich bestimmt auch Spaß dort haben werde aber hin will ich immer noch nicht :D Allerdings bleibe ich jetzt einfach mal optimistisch und versuche dort mit einem vorausschauenden Blick anzukommen. Gut, ich bin nicht glücklich über die Stadt oder eher über die Provinz - aber ich kann ja nichts ändern. Am Liebsten wäre es mir natürlich hier zu bleiben - aber das ist ja nun mal nicht möglich. Egal jetzt, Schwamm drüber. Ich genieße meine letzten Wochen hier und dann werden wir sehen - vielleicht wird es ja ganz akzeptabel.

Montag, 3. Januar 2011

2011

Weihnachten vorbei, das neue Jahr hat begonnen und seit heute ist hier alles wieder in alter Gewohnheit. Die letzten Reste von Weihnachten sind gegessen, der Weihnachtsbaum ist wieder eingepackt und die Lichterketten mit den 1000 kleinen Weihnachtsmännern auf dem Dachboden verstaut.
Weihnachten war ein Erlebnis für mich. Die große Bescherung am Abend des 25. Dezembers. Das muss sich mal jemand vorstellen :D Ja, da kommt am 23. um Mitternacht der Weihnachtsmann (nicht wie für mich üblich das Christkind, das hier im übrigen auch keiner kennt) und dann müssen sich die armen Kinder 2 Tage gedulden, bis sie endlich ihre zahlreichen Geschenke auspacken dürfen. Also mal ehrlich - das wäre nichts für mich :D
Also, am 25. gegen halb 6 ist die ganze Familie eingetroffen,es wurde gegessen (es gab eine typische Tourtière vom Lac-Saint-Jean) Dann, endlich 8 Kinder rennen wie verrückt gewordene auf den Christbaum zu und die Katze, die es sich davor bequem gemacht hatte sucht verzweifelt das Weite. Gut, wie bekommen wir dieses Chaos jetzt in den Griff?


(Christbaum bevor der Weihnachtsmann da war)


Kein Mensch hat ja schließlich die leiseste Ahnung, welches Geschenk jetzt für wen ist. Die Oma hat natürlich
eine Idee und spielt ganz kurzfristig und improvisiert mal die rechte Hand vom Weihnachtsmann. Es ist unglaublich, aber es hat über 2 Stunden gedauert, bis alle Geschenke verteilt und ausgepackt waren. Gut, jetzt m
uss natürlich die Legoburg zusammengebaut werden, der neue Barbieschrank gefüllt werden und die Frisierpuppe bekommt eine tolle Frisur. Gegen 11 wurde das ganze dann etwas gelassener, es wurde mit Hilfe der Wii getanzt und danach fleißig Karaoke gesungen. Letztendlich war die große Weihnachtsparty dann gegen 5 Uhr in der früh beendet und um halb 6 war ich dann auch in meinem Bettchen gelegen. Entgegen meiner Erwartun
gen war ich schon um 10 Uhr wieder putzmunter und war auch über den Tag nicht eine Minute müde. Ganz im Gegenteil, ich habe einen schönen Spaziergang mit meiner Gastschwägerin gemacht, danach bin ich mit Nichten und Neffen Ski-doo gefahren und abends wurde dann noch schön Raclette gegessen. Dann habe ich noch mit den Kindern 2 Filmchen geschaut und gegen Mitternacht gings dann schlafen. Der 2. Feiertag ist hier wirklich anders als daheim. Die Geschäfte sind offen, Weihnachten ist schon vorbei und alles ist beinahe wie Alltag.
Ja, Weihnachten in Kanada/Québec ist gefeiert und ich werde mich mein Leb
en lang daran erinnern. Es war anders und es war komisch, Weihnachten ohne die "richtige, eigene" Familie zu feiern aber es war trotzdem eine wunderschönes Weihnachten. (Wenn man nicht beachtet, dass mein Weihnachtspaket aus Deutschland erst paar Tage später ankam).
Ja, da dachte man, bis Silvester hat man jetzt ein paar normale Tage, der hat sich getäuscht. Da hat doch wohl tatsächlich von Weihnachten bis Silvester jeden Tag ein Familienmitglied Geburtstag. :D
Silvester wurde dann bei einem meiner Gastbrüder gefeiert und ich habe auch endlich den 4. Gastbruder, der in Montreal wohnt, kennen gelernt. Silvester war schön, aber mir hat das Feuerwerk gefehlt. Ich weiß nicht, ob das hier allgemein nicht üblich ist, aber hier, in meinem Dorf wurde nicht eine einzige Rakete angezündet. Nicht ein Lichtlein am Himmel. Am 1. Januar gabs dann noch ein Neujahrsessen und am 2. Januar sind hier komischerweise die Geschäfte geschlossen, was mich wirklich sehr verwundert hat. Ja, und heute ist alles wieder in alter Ordnung. Gerade eben habe ich mich über mein Französischprojekt gemacht, dass am Montag fertig sein muss. Ich frage mich, warum ich das überhaupt noch machen muss, dass es für das 3. Viertel des Schuljahres zählt, in dem ich noch nicht mal mehr hier bi
n. Aber naja, wir haben ja nix zu tun :D
Was ich noch weniger verstehe oder besser gesagt was ich noch weniger verstehen will ist, dass ich nur noch 26 Tage habe. Gott, was hatte ich für eine Vorfreude in mir, als ich vor etwa 5 1/2 Monaten geschrieben habe, noch 26 Tage und jetzt? Jetzt würde ich am liebsten die Zeit anhalten. Warum? Warum ging dieses halbe Jahr so schnell vorbei? Es bleibt noch nicht mal mehr ein Monat und ich will hier nicht weg. Alles ist so super hier. Wären all die Lieben Leute aus Deutschland hier, würde ich sagen, ich möchte nie wieder zurück. A
ber was, was kann ich denn machen? Nichts. Ich werde ins Flugzeug steigen, dann nach
ein paar Stunden in einer anderen Stadt aussteigen (ich weiß noch nicht mal zu 100%, wo das genau sein wird) und...ja, und ich werde von vorne Anfangen. Neue Umgebung, neue Menschen, neue Schule. Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich darauf freue. Einerseits schon, nochmal anfangen, mit der Erfahrung, die ich hier gesammelt habe. Fehler, die ich vielleicht hier anfangs gemacht habe vermeiden. Aber die viel größere Seite spricht für hier bleiben. Diese Seite fragt mich jeden Tag aufs neue, warum ich nicht ein Jahr Québec gewählt habe. Aber wer zum Teufel konnte denn wissen, dass mir diese Sprache letztendlich Spaß machen würde? Wer konnte denn ahnen, dass ich letztendlich trotzdem fähig bin, diese Sprache zu sprechen.